Im Juni kündigte uns die Witwe, unsere Gastgeberin, plötzlich. Ich glaube, der Grund war, dass sie gehofft hatte, ich könnte sie bei einem Prozess unterstützen, den sie mit ihrem Nachbarn wegen der Apatitgrube hatte, auf welche sie auch “Apetit” hatte. Es lag nämlich direkt an der Grundstücksgrenze. Als sie den Prozess verlor, wirkte es sich auf uns aus, und ich musste nach einer neuen Wohnung suchen. Wir fanden eine auf dem Hof Dale am oberen Ende des langen „Dalsvand” (Dalsvann), der sich von “Raansagen” am Søndeledfjord über eine halbe Meile ins Land erstreckte. Von hier mussten wir eine 3/4 Stunde zu Fuß durch den Wald zur Eisenhütte Egeland laufen. Es war ziemlich unbequem hier zu leben, und so beschlossen wir, im Herbst nach Risør zu ziehen.

Im Sommer hatten wir hier Besuch von Birgit und Signe Heiberg, die zu dieser Zeit 12 und 11 Jahre alt waren, und es war eine große Freude, als wir alle vier zusammen schwammen, denn es wurde natürlich viel Spaß gemacht, besonders als Mutter schwimmen lernen sollte. Sie schwamm nämlich wie ein Stein.
Wir machten Ausflüge an die vielen Seen, die sich hintereinander bis an den Rand von Kragerø erstreckten. Es waren hier rein idyllische Partien mit einer Vegetation, die einen in Erstaunen versetzte, so lebhaft, ja üppig war sie, und die man nicht erwartet zu finden, wenn man vom Küstendampfer aus die nackten Klippen entlang der Küste sieht, die doch so nah war.

Maria Knudsen geb. Rode; Sommer 1881 in Risor

Abends waren wir oft am Dalsvannet und haben Forellen gefischt. Ich ruderte und Mutter hielt das eine Ende der Schnur fest, während das andere Ende in einer sogenannten “Flunder” steckte, die wie ein schmales Boot mit einem Bleikiel aussah, so dass sie am Rand stand und dem Boot quer dazu folgte. An der Leine befand sich etwa alle zwei Meter ein Haken mit einer Fliege oder Made. Mutter war sehr gut darin, mit diesem zu Fischen. Ich versuchte es auch mit einem Kunstköder, was aber weniger gut gelang.

Noch bevor wir nach Dale gezogen sind, unternahm ich mit Mutter eine Reise nach Kristiania. Ich war mit den Herren Olsen und Radsmann unterwegs, um die alte Kupfergrube Aataasen bei Otta im Gudbrandsdalen zu besichtigen. Zu dieser Zeit gab es keine Eisenbahn weiter als bis nach Eidsvold. Von hier ging es per Dampfschiff nach Lillehammer, und von hier mit Pferdekutsche das Tal hinauf. Natürlich gab es dort nichts zu sehen oder zu tun, es war also kaum eine Vergnügungsreise. Auf der Rückfahrt sollte ich ein Kaolin-Vorkommen in “Skreia” besichtigen. Diese Exkursion habe ich alleine gemacht, während die anderen beiden direkt zurück reisten. Das Vorkommen war auch nicht so, dass ich empfehlen könnte, sich mit ihm zu befassen, da das Kaolin so viel Eisen enthielt, dass es nur einen geringen Wert hatte.

Mutter war zu der Zeit, während ich unterwegs war, bei meinen Eltern und begrüßte Familie und Freunde. In der Johannisnacht (Sankthansaften) fuhren wir wieder nach Risør. Das Dampfschiff fuhr um 11 Uhr abends von Kristiania. Es war bewölkt, aber gutes Wetter, und die vielen St. Hans-Feuer, die den gesamten Fjord beleuchteten, sahen prächtig aus in der dunklen Sommernacht. Wir blieben an Deck, bis wir vor dem Leuchtturm von Steilene waren.
Am nächsten Tag waren wir zur Mittagszeit in Risør. Ende September zogen wir von Dale nach Risør, wo wir eine Wohnung bei einem Fräulein Steenfeldt bekommen hatten, die einen Hof neben dem Krankenhaus am Teich hatte. Wir hatten den gesamten ersten Stock, der aus drei Zimmern und Küche samt Entre bestand. Außerdem hatte ich ein Zimmer im Erdgeschoss als Büro.

Der Umzug selbst war sehr umständlich, da zuerst alles mit einer Fähre den Dalsvannet-See hinunter musste, dann ca. 200 Meter über Land zum Fjord, und dann auf einen Kahn verladen werden musste, den das Dampfschiff auf seiner Rückfahrt nach Risør schleppte. Es wäre ja gut gegangen, hätte sich das Wetter gut gehalten, aber als wir in Dale aufluden, begann es zu nieseln, und hielt den ganzen Tag an, manchmal sogar ordentliche Regenschauer. Wir haben alles so gut wie möglich mit Planen abgedeckt, aber während der Umladungen war es unvermeidlich, dass vieles nass wurde. Ich hatte acht meiner besten Arbeiter mitgenommen, um bei dem Umzug zu helfen, und mehr Ramponieren, als dass die Politur an den Möbeln etwas litt, gab es glücklicherweise nicht. Mutter rieb und rieb zusammen mit Marthe, bis sie wieder hübsch und glänzend waren.
Ich muss wohl nicht extra sagen, dass Mutter sofort alle Herzen eroberte, sowohl die der Damen als auch der Herren, und wir wurden sehr freundlich, ja herzlich von den Familien um uns herum aufgenommen. Vor allem muss ich Postmeister Saxild und Frau, und Pastor Hermann Lunde und Frau erwähnen. Lunde war gerade aus Paris nach Risør gekommen, wo er mehrere Jahre Pastor der norwegisch-dänischen Gemeinde war. Er war ein Mann mit vielen künstlerischen Interessen, hochbegabt und sehr musikalisch. Seine Frau war eine ältere Schwester meiner Freundin Frau Agathe Backer-Grøndahl, und ebenso in Berlin zur Pianistin und Sängerin ausgebildet, und sang hervorragend. Es ist daher kein Wunder, dass wir sehr enge Freunde wurden. Ich sang bald Duette mit Lunde, bald mit seiner Frau, und Mutter und sie spielten vierhändig zusammen.

Sie interessierten sich sehr für meine Kompositionen und nannten mich im Scherz “unseren Schumann”. Die Lundes ermutigten mich, einen gemischten Chor zu gründen und die Anleitung zu übernehmen, was ich auch tat. Es waren alles Mitglieder der besten Familien der Stadt, also auch aus gesellschaftlicher Sicht sehr angenehme Treffen. Soweit ich mich erinnere, waren wir neben Mutter und mir zwölf Personen, sechs Damen und sechs Herren. Mutter begleitete. Schulleiter Grung kam eines Tages und bat mich, den Gesangsunterricht an der Mittelschule zu übernehmen, was ich auch tat, da das Einkommen gut war. Ich bekam auch die Kinder dazu, ziemlich gut zusammen zu singen, so dass ich nach der Jahresfeier viele Komplimente von den Eltern bekam.
Einige der Damen und Herren, die in meinem Chor waren, nahmen auch Gesangsunterricht bei mir. Ich habe schon einmal erzählt, dass ich in Freiberg Gesangsunterricht bei Kantor Eckhardt, und später bei O.A. Grøndahl in Kristiania hatte, so dass ich schon ziemlich viel konnte, und ich hatte mit Applaus öffentlich gesungen. Fräulein Tandberg, die Tochter des Bezirksarztes, hatte eine absolut großartige Altstimme, mit der es eine Freude war zu arbeiten, aber Frau Prebensen, geborene Smith, machte mir mehr Schwierigkeiten, da sie Schwierigkeiten hatte, den Ton “sauber” zu treffen. Es zitterte immer ein wenig daneben. Übrigens habe ich es geschafft, sie, da sie sehr fleißig war, in kürzerer Zeit als erwartet dazu zu bringen, die Töne sauber zu treffen, indem ich sie nur Vokalisen und Lieder (ohne Text) staccato singen ließ. Es klang ja oft ein bisschen komisch, aber es stellte sich als probat heraus.

Da unsere Feldspat-Gruben über einen großen Bezirk verstreut waren, war ich sehr viel unterwegs, arrangierte mich aber so, dass ich abends, so weit möglich, nach Hause kam, und da ich nicht immer die Bootsüberfahrt ohne unverhältnismäßig hohe Bezahlung bekommen konnte, erwarb ich eine Snekke von Arendal mit Segel dazu, und brauchte dann keinen Fährmann, denn Wind gab es meist genug für das leichte Schiff mit den großen Segeln.

Weihnachten rückte näher, und wir sahen mit Spannung der nahen Zukunft entgegen, da wir unser erstes Kind erwarteten. Kurz vor Weihnachten kam Herr Radmann nach Risør, um dort Weihnachten zu verbringen, und er war viel bei uns. Er war sehr nett, und für mich war es sicher eine tolle Empfehlung bei ihm, dass ich eine deutsche Frau hatte.

Er war an Heiligabend bei uns und schenkte Mutter ein hübsches “Fichu” (Damenhalstuch aus leichtem Stoff), und mir einen Brief mit der Mitteilung über einen Gehaltszuschlag von 400 Kronen. Derjenige, der glücklich war, war ich. Am dritten Weihnachtstag ging es Mutter schlecht, und um halb ein Uhr abends kam unsere liebe Tochter Sigrid auf die Welt.
Unsere Bekannten kümmerten sich rührend um Mutter, und sandten uns soviel Essen, dass wir damit Gesellschaft halten konnten. Als Mutter sich daran krank gegessen hatte, konnte ich auch probieren, obwohl ich mich nicht wie Priester Føhnhus in Sulitjelma ins Bett legte, wenn die Frau krank war, um ihr Gesellschaft zu leisten.

Risor in den 1880 Jahren

An Weihnachten gab es verschiedene Gesellschaften, zu denen wir eingeladen waren, aber ich musste also alleine gehen. Bei einer großen Gesellschaft in Prebensen, zu der alle Ehrenbürger der Stadt eingeladen wurden, auch Radsmann und ich, ist etwas passiert, was ich erzählen muss, da es eine einzigartige “Leistung” war. Nach dem Empfang und bevor der Tanz begann, wurden Frau Lunde und ich dazu aufgefordert, zu singen, was wir auch taten, sowohl Solo als auch Duett. Als wir fertig waren, kam Radsmann zu uns und fragte, ob er auch eine Nummer singen dürfe, wozu ich bemerkte, dass wir von unserer Seite natürlich nichts dagegen hatten.
Hier muss ich sagen, dass Radsmann eine der schönsten Tenorstimmen hatte, die ich je gehört habe, die mit erstaunlicher Leichtigkeit das hohe C nahm, aber er war absolut unmusikalisch, und obwohl er Unterricht genommen hatte, konnte er ein Lied nur in der Tonart und der Höhe, in der er es gelernt hatte, singen. Es war eine seltsame Sache. Radmann war von seiner Stimme und seinem Gesang sehr überzeugt. Frau Lunde erklärte sich bereit zu begleiten, und Radsmann entschied sich für “Jäger’s Nadellied” von Schubert. Ohne darauf zu warten, dass Frau Lunde den Ton angibt, stimmte er einen halben Ton zu hoch für die Stimmung des Klaviers an. Jetzt hätte sich ja jeder normale musikalische Mensch nach dem Klavier gerichtet, aber dieses schien Radsmann nicht zu hören. Er sang ganz ruhig das ganze Lied zu Ende in Es Dur, und Frau Lunde begleitete in D-Dur. Es war schrecklich, und einer nach dem anderen verschwand aus dem Raum, einschließlich mir. Ich habe seitdem versucht, es aus Spaß nachzumachen, aber es ist unglaublich schwierig und ich habe es nur mit großer Genauigkeit geschafft, es umzusetzen. Radmann war sehr enttäuscht darüber, kein Lob für seinen Gesang zu erhalten.

Im Laufe des Winters hat uns der Cousin meiner Mutter, Zollbeamter Carl Blom, in Tvedestrand besucht. Er war ein paar Tage bei uns, ein liebenswürdiger und netter Mann, sehr musikalisch, spielte gut Geige und improvisierte wunderbar am Klavier. Es gab viel zu tun im Winter, denn alles was an Feldspat, Apatit und Rutil gefördert worden war, sollte im Schnee zum Verladeplatz am Meer gebracht werden. Die meisten Betriebsstätten lagen ja so, dass man nur auf Winterwegen transportieren konnte. So saß ich mindestens vier Tage in der Woche im Schlitten und fuhr an Land und Strand herum. ich besuchte auch Carl Blom in Tvedestrand. Einmal folgte ich Abraham Haslund nach Arendal, wo er seinen Bruder, den Apotheker, besuchen wollte, und verbrachte dort ein paar lustige Tage.

Zu dieser Zeit trug ich einen großen Vollbart, den ich dann jedoch am Kinn rasierte. So bekam ich ein Gesicht wie Kaiser Wilhelm I. Als ich nach Hause kam und Mutter die Tür öffnete, starrte sie den unbekannten Mann zuerst an und fing dann an zu weinen. da sie mich so unglaublich hässlich mit so einem Bart fand. Also ließ ich den Bart ruhig wieder wachsen, und bald war der Schaden behoben. Im Sommer 1882 besuchten uns Schwager Bertram und Martha Mielck. Sie waren ungefähr acht Tage bei uns, und wir zogen umher und besahen die schöne Umgebung, teils an Land, teils zu Wasser.

In den Ferien hatten wir auch Besuche von meiner Nichte Gudrun Heiberg, einem hübschen jungen Mädchen, das alle Herzen eroberte. Sie kümmerte sich rührend um Sigrid, die schnell wuchs und groß und kräftig war. In den Sommerferien kam das Künstlerpaar Lewy auf Tournee nach Risør. Er war ein ausgezeichneter Komiker, und die Frau war eine in ganz Skandinavien bekannte, ausgezeichnete Schauspielerin und Ausbilderin. Sie gaben eine Abendvorstellung und baten Mutter und mich um Hilfe, ein wenig Abwechslung in das Programm zu bringen, und wir versprachen es. Mutter spielte vierhändig mit Fräulein Schlytter und ich sang ein paar Lieder. Als ich “Der Wanderer” von Schubert als letzte Nummer sang, sah ich, wie sich die Tür zum Künstlerzimmer ein wenig öffnet und Frau Lewy in der Öffnung steht und mit gespanntem Gesichtsausdruck zuhört, und als ich fertig war und vom Podium ins Künstlerzimmer ging, stand sie dort mit Tränen in den Augen und fiel mir, ohne ein Wort zu sagen, um den Hals und schüttelte mich. Ich muss also gut gesungen haben, wenn sie so ergriffen wurde. Es war ein künstlerischer Triumph, auf den ich sehr stolz war, mehr als auf den Applaus von Seite des Publikums.

Eines Tages fragte Prebensen, ob ich mit ihm nach Tvedestrand segeln wolle. Seine Frau besuchte dort ihre Eltern, da der alte Fritz Smith krank war. Ich war bereit, und so reisten wir am nächsten Morgen, es war ein Sonntag, bei herrlichem Wetter ab und kamen gegen Mittag nach Smiths’ Anwesen außerhalb von Tvedestrand. Ich saß am Ruder und legte mit voll gesetztem Segel elegant am Pier an, indem ich das Fock rückwärts setzte (???), was Prebensen dazu brachte, auszurufen: “Nun, sie können segeln, wie ich sehe!” Smith’s Zustand hatte sich jedoch verschlechtert, und er war nach Tvedestrand gebracht worden, und die ganze Familie folgte ihm, da sein Zustand beunruhigend war. Prebensen ruderte daher sofort an Land und bat mich, den Kutter wieder nach Hause zu segeln, da er unter diesen Umständen möglicherweise einige Tage dort bleiben müsse, und nach dem Mittagessen segelten der Bootsmann und ich wieder nach Risør. Smith starb einige Tage später.

Im Sommer hatte Radmann einige große Feldspat-Vorkommen in Bohuslän erworben, und uns darauf vorbereitet, dass wir dorthin umziehen mussten. Es war wenig einladend, darüber nachzudenken. Dann sehe ich eines Tages eine Anzeige im Morgenbladet, dass ein Bergingenieur für das Kupferwerk in Vigsnæs (Vigsnæs Kobberværk) gesucht wird. Ich setzte mich und schrieb sofort eine Bewerbung und reichte mein Foto und meine Zeugnisse, sowohl von der Hochschule sowie von den Positionen, die ich inne hatte, ein. Ebenso bat ich Radmann um ein Attest, das er mir freundlicherweise aushändigte, und welches damit endet, dass er es sehr bedauern würde, mich zu verlieren.

Ich war der zweitjüngste von acht Bewerbern, hatte aber das Glück, die Stelle zu bekommen, die spätestens bis zum 1. Oktober angetreten werden sollte. Derjenige, der glücklich war, war ich; denn der Lohn war viel besser als bisher, und Vigsnæs Verk war zu dieser Zeit das größte Bergwerk des Landes. Das war mir auch deshalb wichtig, weil ich meinem Vater und meiner Mutter jetzt besser helfen konnte, die wir Kinder jetzt, da Vater aufgrund seiner Krankheit und Schwäche in den letzten Jahren nichts mehr verdienen konnte, in den letzten Jahren finanziell ausgehalten hatten.
Ja, es ist traurig, Vater jetzt zu sehen. Der einst so stolze, gutaussehende Mann saß zusammengesunken in einem Sessel, ziemlich hilflos und stumpf. Der Stoß, den er bei der Havarie in Kallebodstrand am Kopf erlitten hatte, machte sich jetzt in Besorgnis erregendem Maße bemerkbar, und man konnte sich nur wünschen, dass er bald sterbe, aber er hielt ein weiteres volles Jahr durch, armer Mann. In seinen helleren Momenten war er verzweifelt darüber, dass er Mutter eine so große Last war, weinte und bat zu Gott, sterben zu können. Ich war auf einen kurzen Besuch in Kristiania bevor wir umzogen, und sah ihn da das letzte Mal. Er freute sich darüber, dass ich zu dem großen Bergwerk kommen sollte.
Bei Schwester Susanna waren die Umstände auch traurig, denn Schwager Fridthjof hatte in hohem Maße Schwindsucht bekommen, und es war nur eine Frage der Zeit, wie lange er leben konnte. Gab es auf der einen Seite Freude, dann gab es auf der anderen Seite genug Trauer. Schwager Herman Warloe hatte eine Stelle als Disponent für eine große englische Holzfirma angenommen, die in Jemtland in Nordschweden große Wälder und Sägewerke hatte, und war dorthin gezogen.
Dann war es an der Zeit, erneut an einen Umzug zu denken, aber da der Posten, den ich bei Vigsnæs Verk erhalten hatte, die Leitung einer Filialgrube bei Alfevaag in Bremnæs war, und das Haus dort noch nicht fertiggestellt war, mussten Mutter und Sigrid eine Weile in Risør bleiben, und ich während der letzten Septembertage alleine über Haugesund nach Vigsnæs fahren, um mich beim Direktor, einem Belgier namens Emile Houdret anzumelden.
Ich wurde sehr freundlich aufgenommen, und da sich der Direktor erst einige Tage später um mich kümmern, und mir Alfsvaag vorstellen konnte, so besah ich mir zunächst alle Anlagen in Vigsnæs, und fuhr in die Grube mit Bergbauingenieur Sous-Direktor Bouilly, einem Franzosen aus der Bretagne, ein alter Herr von über 60 Jahren. Es gefiel ihm, dass ich direkt am ersten Tag mit ihm gefahren war, und ich glaube, er war es, der es im Dezember bei der Generaldirektion veranließ, dass ich von Alfsvaag nach Vigsnæs versetzt wurde. Die Position, die ich in Vigsnæs bekam, war zuerst für einen Belgier vorgesehen, Wellem, aber er kam stattdessen nach Alfsvaag und froh war ich, weil Alfsvaag furchtbar trist auf der Westseite der Insel Bremnes lag und ziemlich einsam und weit weg von Menschen und dem Dampfschiffhalteplatz.

Anfindsen

Direktor Houdret, ich und Anfindsen, der damals Zeichner des Büros war, fuhren einen Tag lang mit dem Boot des Werkes “Kvik” den „Hügel“ hinauf nach Hisken, wo wir bei dem Landhändler Jørgensen einzogen, der einen großen Landhandel hatte und Räucherhering aus seiner großen, modernen Räucherei exportierte. Am nächsten Tag ruderten wir nach Alfsvaag, das ungefähr eine halbe Meile nördlich lag, und am Abend zurück. Direktor Houdret und Anfindsen fuhren mit dem Dampfschiff zurück, während ich “Kvik” mit den beiden Matrosen Emanuel und Thorbjørn dort oben behielt, um es als Logis-Schiff in Alfsvaag zu nutzen. Emanuel, der ein alter Seemann war, war ein guter Koch und konnte alle Arten von gutem Essen zubereiten, etwas, was er in seinen Tagen als Koch und Steward gelernt hatte.
Bei der Grube in Alfsvaag hatte man begonnen, einen Schacht abzusenken, und die Aufzugsmaschine und der Dampfkessel waren in Bergen bestellt. Da sich die Lieferung verzögerte, fuhr ich nach Bergen, um die Arbeit zu beschleunigen. Ich zog ins Hotel Bergen, und wen sollte ich hier treffen: Luttemanns schwedisches Studentenquartett, das ich aus Freiberg kannte. Sie gaben damals das Konzert in Bergen, und ich wurde mit ihnen in den drei Tagen, in denen ich in Bergen war, zu einigen Gesellschaften eingeladen. Wir hatten nämlich nur ein Linienboot zweimal in der Woche auf der Westseite von Bremnæs und Bømmeløen.
Als es weiter auf den Herbst zuging, wurde es ein bisschen zu kalt, an Bord des Bootes zu wohnen, also schickte ich es nach Vigsnæs und lebte auf Hisken. Ich baute eine Unterkunft für den Leiter, das Bürogebäude, das Arbeitergebäude und das Schachthaus mit einer Scheidestube, und die Arbeit ging ziemlich schnell voran, und wir gewannen nicht gerade wenig Schmelzerz an der Schachtabsenkung und den Gruben, die in diesem Gebiet betrieben wurden.
Abends war ich oft an den kleinen Seen in der Nähe auf Entenjagd. Nach der Konferenz mit dem Direktorat wurde dann bestimmt, dass ich meine Familie holen konnte, die in Vigsnæs bleiben konnte, bis die Unterkunft für den Leiter in Alfsvaag fertig war. Also bin ich im Dezember nach Risør gereist, um umzuziehen, und beim Verpacken und Umziehen hat alles gut geklappt. Unser Dienstmädchen, Nicoline, hatte beschlossen, uns zu folgen, und war noch zwei Jahre bei uns in Vigsnæs. Auf der Reise von Risør nach Haugesund hatten wir ordentlich Seegang, so dass es sowohl Mutter als auch Nicoline schlecht ging, und ich musste auf die kleine Sigrid aufpassen und sie beruhigen, Flasche geben und sie trocknen. Naja, das ging auch gut.
Damit war unser Aufenthalt in Risør zu Ende, der immer eine gute Erinnerung sein wird, und für mich ein Beweis dafür, dass auch wenn wir nicht so viel zum Leben hatten, sondern sparen mussten, wo gespart werden konnte, man es gut haben und glücklich sein kann, wenn man selbst alle Lichtblicke heraus suchen will, und dankbar für das ist, was man hat, und nicht mit neidischem Blick zu sehen, dass andere mehr haben.
Schließen noch ein paar geologischen Bemerkungen und Beobachtungen, die ich an verschiedenen Feldspatvorkommen gemacht habe. Am Bruch in Sundsdalen hatten wir einen großen Gang, in dem wir Feldspat gewonnen haben. Dieser Gang ging steil durch ein Gneis-Massiv. In der Mitte des Ganges wurde reines Orthoklas ausgeschieden, ohne Quarz oder Glimmer von größerer Bedeutung. Der Inhalt des Ganges an diesen beiden letzteren Mineralien stieg allmählich in Richtung der Grenzflächen des Ganges, und auf den letzten Metern erschien der Gang nur als grobkörniger Granit. Ich kam zu dem Schluss, dass die Temperaturbedingungen während der Eruption des Ganges die Konzentration von Orthoklas in der Mitte verursacht haben mussten, wo die Abkühlung vom umgebenden Gestein langsamer gewesen war, während der Granitcharakter des Gangmaterials beibehalten wurde, wo die Abkühlung schnell gewesen war. Ähnliches habe ich auch in Naestesvaag beobachtet, wo der Feldspathbruch in der Mitte eines größeren Granitmassivs lag, und bei Rud, wo wir in einem Bruch auf einen großen orthoklastischen Kristall stießen, aus dem wir 120 Bergtonnen, d.h. 30 Kubikmeter Orthoklas gewannen. Als dieser Kristall abgebaut war, standen seine Grenzen scharf abgezeichnet, und mit dünnen Schichten Glimmer bedeckt, als merkwürdiges Negativ der hexagonalen Säule des Feldspats. Ich habe noch nie so etwas Seltsames gesehen, weder davor noch später.