Ich habe vergessen zu erwähnen, dass Generaldirektor Defrance uns 1891 in Røros besuchte. Er war in Trondheim, um über den Kauf des Werkes von Røros zu verhandeln, aber wie bereits erwähnt, begannen Vorsteher Middelfart und Professor Vogt eine Zeitungspolemik gegen den Verkauf, weshalb Defrance sich zurückzog. Ich musste jetzt im Winter meinen Bericht an das Ministerium über das Ergebnis meiner Reise und meine Beobachtungen vorbereiten, und eine Kopie erhielt die Oberdirektion. Der Betrieb von Kongens und Sextus Grube lief auf Hochtouren, und wir produzierten im Jahr etwa 30.000 Tonnen Kies und Hüttenenerz, aber die Kupferpreise waren miserabel und auf 38 Pfund sterling pro Tonne gesunken, so dass ständig Verluste gemacht wurden, und die Oberdirektion hatte nicht viele glückliche Stunden.

in Roros

So waren die Bedingungen, als sich die Zeit näherte, dass das Werk sein 250-jähriges Bestehen feiern sollte! Natürlich konnte unter solchen Bedingungen kein großes Fest stattfinden, aber etwas sollte doch gemacht werden, und die Belegschaft sollte ein ärmliches Essen in der großen Rösthütte in Røros erhalten, und davor sollte ein Festgottesdienst stattfinden. Ich hatte letzteres vorgeschlagen, und dass eine Kantate geschrieben werden solle, für die ich die Musik komponieren würde. Ja, da es nichts kostete, wurde der Vorschlag begrüßt, und Pfarrer Sigvald Skavland, ein bekannter und begabter Dichter, schrieb den Text und ich die Musik. Für den Auftritt hatte ich einen gemischten Chor von 30 bis 40 Damen und Herren zusammengestellt. Sigrid, Gudrun und Kirsten sangen auch, und meine Schwester Susanna sang das Sopransolo, während ich selbst sowohl Bariton als auch das Tenorsolo sang. Zur Orgelbegleitung hatten wir Organist Brønner aus Trondheim. Als der Tag kam, versammelten sich alle Funktionäre und Arbeiter im Provianthof und marschierten dann zur Kirche, wo Priester Thaulow eine sehr lange Rede hielt, und danach wurde dann die Kantate aufgeführt, was sehr gut lief, und die von den anwesenden Kritikern der Zeitungen aus Kristiania als “von beeindruckender Wirkung” beschrieben wurde. Anschließend fand das Arbeiteressen in der Hütte mit der sogenannten „Hochzeitsschüssel” (Bryllupskaal), einem speziellen Gericht aus Røros, statt. Hier konnten auch die Familien der Funktionäre nach Bachkes Anordnung teilnehmen, während zum Abendessen, das im Provinanthof von der Oberdirektion gegeben wurde (Carstens war leider krank), die Funktionäre ohne Ehefrauen eingeladen wurden. Eine Ausnahme wurde für die Familie Bachke gemacht, da Frau Bachke anwesend war, und der jüngste Mitarbeiter des Werkes Anton Bachke junior mit Frau. Dahingegen hatte man Schwester Susanna nicht eingeladen, die den großen Solopart gesungen hatte, wohl aber Organist Brønner. Der Dichter Skavland hatte man auch vergessen, einzuladen. Es war ein komplettes Fiasko von Seiten des Generaldirektors Bachke als Fest-Arrangeur. Ich ging, sobald ich das Essen zu mir genommen hatte, zu den Arbeitern in die Hütte und blieb dort, bis ich nach Hause ging! In der gleichen Nacht fuhr ich über Kristiania nach Schweden, um dort oben in Bergslagen ein Elektrizitätswerk anzusehen. Es ist sehr unglücklich, wenn die Menschen so auf ihre Familie fixiert und so eingebildet darauf sind, dass sie ganz vergessen, was sich gehört, und die einfache Höflichkeit und Rücksichtnahme verlieren, die man bei ihnen zu finden erwarten kann, um vorzugeben, etwas besseres als andere zu sein, und ihren Namen mit Chic schreiben, obwohl sie eigentlich “Rugelbakken” aus Rugeldalen bei Røros heißen.

Ingenieur Bachke
Fr. Bachke

Über Oslo bin ich direkt nach Stockholm gereist, um bei einem dortigen Unternehmen einen Magnetabscheider für Eisenerz zu inspizieren, und nähere Informationen darüber zu erhalten, ob dies für die Abscheidung von Magnetkies von unserem Schmelzerz vorteilhaft sein könnte.
Als ich am Nachmittag zum “Salzseebad” hinunter wollte, um meinen alten Münchener Freund, Professor Kronberg, zu besuchen, und vom Grand Hotel, in dem ich wohnte, zum Kai und zum Dampfschiff hinunterging, hörte ich jemanden rufen “Herr Ingenieur Knudsen!“, und als ich mich umdrehe, rennt Store Henning hinter mir her. Er hatte Røros im Sommer auf der Durchreise nach Sulitjelma besucht, und war mit mir zur Kongens Grube gefahren und abends mein Gast gewesen. Er war geschäftlich mit seinem Vater in Stockholm, und hatte im Foyer gesessen, als ich hinausgegangen war, ohne sie zu sehen, und als Sture dem Vater sagte, dass er dachte, ich sei es, wurde er nach mir geschickt. Es wurde für mich nichts aus der Reise zum Salzseebad, da Konsul Persson mich bat, mit ihnen zu Abend zu essen, und wir blieben den ganzen Abend zusammen, bis die beiden um 11 1/2Uhr nachts nach Helsingborg fuhren. Im Lauf des Abends schlug der Konsul vor, „Brüderschaft“ zu trinken, so wie ich es natürlich auch für Sture vorschlug. Hier wurde der Grundstein dafür gelegt, dass man mir die Position des Direktors in Sulitjelma angeboten hat.

Bereits 1893 hatte ich ja schon die Leitung des gesamten Bergbaus des Werkes bekommen, mit Gulliksen als Obersteiger bei Storvarts und Muggruben, und Holm Holmsen als Obersteiger bei Kongens und Sextus Grube, und folglich musste auch die Modernisierung der beiden erstgenannten Gruben berücksichtigt werden, während ich mich zuvor ja nicht in die Abteilung Gulliksens hatte einmischen können. Ich hatte daher die Alternative “Aarva-Ausbau” ganz aufgegeben, und mich nur noch an den Kuraasfossen-Wasserfall gehalten, der zentral zwischen den drei Hauptgruben lag.

Ich reiste von Stockholm nach Vesterås und besuchte dort “Allmänna Elektricitätsbolaget“, legte ihnen meine Pläne vor und bat sie, einen Kostenvoranschlag auf der Grundlage dieser Mitteilungen zu erstellen. Von dort reiste ich nach Norberg, um mir ein neu gebautes Elektrizitätswerk mit Turbinenrohren aus Planken anstelle von Eisenrohren anzusehen, samt der magnetischen Erzscheider in Arbeit. Ich wurde überaus freundlich von Direktor Granstrøm in seinem gemütlichen Zuhause empfangen und war zwei oder drei Tage in Norberg. Dann reiste ich nach Falun und sah mich dort um, und wurde auch dort sehr freundlich von Bergmeister Witt betreut.
Zurück aus Bergslagen bin ich dann mit einem Dammschiff die Kanalstraße von Ludvika nach Stockholm gefahren, und traf unterwegs meinen alten Freund, den Maler Lindstrøm, dem ich telegrafiert hatte, dass ich vorbeikommen würde.

Er wollte eigentlich, dass ich ein paar Tage bei ihm blieb, aber die Zeit ließ es leider nicht zu, aber er folgte mit dem Dampfschiff bis zur nächsten Haltestelle, damit wir uns ein wenig unterhalten konnten. Er war reich und glücklich verheiratet, und konnte seine Kunst sorgenfrei ausüben. Er war auch ein angesehener Landschaftsmaler geworden, und lebte jetzt hier auf dem Land in einer schönen großen Villa, die wir zwischen den Bäumen vom Dampfschiff aus erblickten. Von Stockholm fuhr ich so schnell wie möglich nach Røros. Die Reise hatte mir sehr gut getan, und meine angestrengten Nerven hatten sich in den zwei Wochen, in denen ich weg war, ausgeruht.
Im Herbst 1894 schlug die Oberdirektion vor, dass ich als Geschäftsführer oder administrierender Direktor nach Trondheim kommen sollte, um die laufenden Geschäfte des Unternehmens für die Oberdirektion zu übernehmen, doch ich protestierte und wies darauf hin, dass meine Anwesenheit in Røros unbedingt erforderlich war, solange die Neuorganisation des Betriebs vor sich ging.
Später konnte man sehen, ob es möglich war, dass der Direktor in Trondheim lebte. Ich hatte absolut keine Lust nach Trondheim zu ziehen. So wurde die Wiedereinrichtung des Postens des „administrierenden Direktors” auf 1895 verschoben, als ich dazu ernannt wurde, aber de facto hatte ich den größten Teil dieser Funktionen bereits seit mehreren Jahren ausgeübt. Leider war dies nicht mit einer Gehaltserhöhung verbunden, aber ich sollte 1% Tantieme des Nettogewinns bekommen, aber das waren nur Wechsel für die Zukunft, denn bei einem Kupferpreis von 40-41 Pfund sterling pro Tonne hatte man nicht einmal Ballance, sondern bekam es erst, nachdem die von mir installierten neuen Anlagen fertig waren. Aber Ehre gab es ja, denn es gab einen gewissen Nimbus, auch außerhalb von Røros, in Bezug auf Titel und Position.

Übrigens, es gab noch etwas, das mir in Trondheim nicht gefiel, und warum ich mich gegen einen Umzug aussprach. Dies habe ich jedoch nicht offiziell gesagt, wohl aber privat an den Oberdirektor Carstens, und das war die Beziehung zum Unternehmen H. & F. Bachke. Diese Firma, die den Brüdern von Bergmeister Bachke (damals lebte nur Fritz) gehörte, betrieb Kiesförderung in den Gruben von Ytterø, und ich nehme an, dass der Bergmeister sich dafür interessierte. Der Ytterø-Kies war fast kupferfrei mit hohem Schwefelgehalt, und hatte einen eigenen Markt in England. Da an der Kongens und Sextus Grube nur wenig kupferfreier Kies anfiel, hatte die Oberdirektion aus Bequemlichkeit diese Partien an Bachke & Co verkauft, die jedoch einen schlechten Preis bezahlten.
Ich hatte darauf hingewiesen, und dann wurde beschlossen, direkt selbst zu verkaufen. Bachke & Co bot und bot, erhielt aber eine Absage, und eine Partie wurde direkt ins Ausland verkauft. Jetzt arbeitete Bachke & Co ja auch als Schiffsmakler und nun geschah das Seltsame, dass alle Schiffe, mit denen Røros Werk um Fracht verhandelte, von der Firma Bachke & Co. aufgeschnappt wurden. Da dies nur möglich war, indem der Bergmeister seine Brüder über die Verhandlungssituation auf dem Laufenden hielt, kam es in der Oberdirektion zu einem Abwasch, der dazu führte, dass der Bergmeister eine längere Reise in seinem Bezirk unternahm, und Carstens gelang es über P.G. Halvorsen in Bergen, ein Boot für die Partie zu bekommen. Das ganze war darauf ausgelegt, das Werk zum Verkauf an Bachke & Co. zu zwingen.

Directeur Carstens

Unter solchen Umständen hatte ich keine Lust, in Trondheim zu arbeiten, und schrieb dies privat an Carstens. Dieser wurde kurz darauf krank und starb, aber auf dem Sterbebett bat er seine Frau, meinen Brief zu finden und zu verbrennen, damit er nicht in falsche Hände geriet und mir schadete. Dies wurde mir von der Frau erzählt, als ich ihr einen Trauerbesuch abstattete. Carstens Beerdigung war großartig. Sie fand im Dom von Trondheim statt, und alle möglichen Institutionen hatten Vertreter beim Ablegen der Trauerkränze. Ich sagte ein paar passende Worte von den Funktionären und Arbeitern des Werkes von Røros, und legte einen schönen Kranz auf den Sarg. Außer mir waren Hüttenmeister Holmsen und Obersteiger Gulliksen mit dabei. Es war damit bereits markiert, dass ich der Leiter war.

Nach Carstens Tod wurde der Oberste Rechtsanwalt Buaas Mitglied der Oberdirektion, und es war sehr angenehm, mit ihm zusammenzuarbeiten. Wir wurden gute Freunde. Das Verhältnis zu Bachke und Klingenberg war ja auch gut, aber ich hatte nie volles Vertrauen in Bachkes Worte. Er war zu vorsichtig in seinen Aussagen, die immer eine Hintertür offen ließen, aber ich zwang ihn zum Schluss, eine klare Position einzunehmen, und dann ging es besser. Dabei hat mich auch Buaas unterstützt.